August 2018: Sprache beachten!
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché |

Sprache ist unsere Form des Austausches. Sag mir, wie du sprichst, und ich sage dir, wer du bist. Denn an der Sprache sollst du sie erkennen: die Politiker, die Mediziner, die Gewerkschafter, die Germanisten, die Bürokraten, die Juristen, die Faschisten und Antifaschisten, die Dummschwätzer und Witzlereißer. Die Liste ist endlos – und wir sind mittendrin. Aus zwei Gründen haben wir unseren eigenen Sprech: Was wir als Kind gelernt haben, und wie sich unser Umfeld heute darstellt. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, mit Präpositionen tue ich mich heute noch schwer. Natürlich bin ich „auf die Schule“ und nicht in die Schule gegangen. Später kamen dann langjährige Aufenthalte in Baden, Schwaben und Rheinland-Pflaz dazu. Richtig abgefärbt, hat (zum Glück) nichts. Ich neige manchmal spontan zum Dativ statt zum Genetiv und ertappe mich errötend.

Bei dem Vorsatz „Sprache beachten“ dachte ich vor allem an drei Punkte:

  1. Ich rate Eltern zum Hochdeutsch in der Erziehung. Der Dialekt als Zweitsprache zeigt Heimatverbundenheit, sollte aber nicht Hauptsprache sein. Stark Dialekt redende Kinder haben es schwerer in der Schriftsprache – und in der Karriere. Außer man geht in Stuttgart in die Politik!
  2. Sprache kann Manipulation sein. Durch Werbung wie beim „Geiz ist geil“, das viele Jahre des Preisdumpings und der fehlenden Wertschätzung für Produkte geprägt hat. Natürlich auch in der Politik: Flüchtlingskrise und Asylflut zeigen eben nicht „Wir schaffen das“. Wörter erzeugen in unserem Kopf immer Bilder. Ob ein Glas halb leer oder halb voll ist, wird durch unsere Einstellung und eben unsere Sprache gedeutet: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie überleben, liegt bei 50 Prozent.“ Oder: „Die Sterblichkeitsrate ist immerhin 50 Prozent.“
  3. Je nachdem, wo wir arbeiten, ist die Diskussion um politische Korrektheit besonders ausgeprägt. Personaler wissen natürlich, dass sie Stellenausschreibungen geschlechtsneutral halten müssen. Bei der Bundeswehr wird in der Administration peinlich genau auf weibliche und männliche Formen geachtet. Mir ist manches zu viel. Aber wenn möglich, werde ich konkret: Wir haben eine Bundeskanzlerin. Ich gehe zur Ärztin und nicht zum Arzt usw.

Achten wir also auf unsere Sprache. Sie sagt viel über uns aus. Aber auch über unsere Einstellung zum Gegenüber. Sprache sollte immer respektvoll und wertschätzend sein. Wer Wörter dahin rotzt, sollte sich nicht wundern, wenn dumme Sprüche zurück kommen. Wer in den Wald hinein ruft …