März 2019: In Erinnerungen schwelgen
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché |

„Weißt du noch …?“, so beginnen schöne Gespräche. Denn am schönsten sind Erinnerungen, wenn man sie mit anderen teilen kann. Dann wird das Schwelgen in Nostalgie zu einem verbalen Wohlfühlbad. Erinnert man sich ganz alleine, kann es schnell traurig werden. Da ist das Bild vom leckeren Käsekuchen von Mutti oder Oma überschattet von der Trauer des ewigen Abschieds. Aber zusammen mit anderen wird vom Geschmack geschwärmt, vom einzigartigen Rezept oder vom Geburtstag, bei dem es immer diesen Kuchen gab. Der Käsekuchen-Effekt eben.

Wissen Sie noch, wie toll es in unserer Kindheit war, einen Topf auszuschlecken? Klar, wissen Sie das noch! Beim Kuchenbacken, beim Puddingkochen oder wenn es Milchreis gab. Die Speisen unserer Kindheit. Wenn an der Nase noch etwas Teig klebte, weil wir unser Gesicht viel zu tief in die Schüssel steckten. Da ging es um mehr als nur um die Nascherei, das waren Rituale. Das „Go“, wenn Erwachsene uns mit einem Blick bedeuteten, dass der Rest zum Schlecken freigegeben war. Können wir dieses Gefühl heute noch heraufbeschwören? Zugegeben, ich bin verrückt nach Sahne. Kein Rührbecher, der von mir nicht mit den Fingern ausgeschabt wurde … äh Gegenwartsform: ausgeschabt wird. Allein wenn ich darüber schreibe, habe ich den süßlichen Geschmack der Sahne auf der Zunge, die fettige Substanz auf der Lippe und das Gefühl: Hoffentlich sieht mich keiner …

Natürlich gibt es auch andere Erinnerungen: das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaumes, das Ausbreiten der Decke im Freibad, die liebevolle Umarmung meiner Mutter, wenn ich getröstet werden musste oder der gemeinsame Besuch mit Opa, Papa und Onkel im Fußballstadion. Das ist klischeehaft? Mag sein! Aber Erinnerungen unterliegen keiner Political correctness und keiner Erinnerungsquote. Einfach wieder Kind sein, schwach, hilflos und abhängig. Ab und an kann Erinnerung wie ein Wärmekissen sein. Fühlen Sie es? Ok, meine Erinnerungen stammen ganz besonders aus der Kindheit. Dann wird es besonders schön. Ich schlage derweil Sahne …