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exakt bezieht Stellung zum Logo-Streit in Rastatt

Die Aufregung ist groß. Der Gemeinderat Rastatt hat ein neues Logo für die Stadt nicht angenommen. Was ist der Hintergrund?

Bei einem Wettbewerb der Stadt Rastatt hat eine Agentur aus Baden-Baden den Zuschlag erhalten. Unser bisheriges städtisches Logo – das barocke und das moderne R, das wir kreiert hatten – soll abgelöst werden. Die Auswahl und der Vertragsabschluss der Verwaltung erfolgten jedoch unter falschen Voraussetzungen.

Gleich mehr dazu. Klar: Wer an einem Pitch teilnimmt, muss mit einer Niederlage rechnen. Das gehört zum Geschäft. Aber auf richtigen und fairen Voraussetzungen. Wir treten nicht nach, weil wir nicht verlieren können. Wir wollen klarstellen, was zum Irrtum der Entscheidung geführt hat.

  1. Das neue Logo sei wegen neuer gesetzlicher Vorgaben zur Barrierefreiheit notwendig, sagt die andere Agentur. Ein solches Gesetz gibt es nicht. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) bezieht sich ab 1. Juni auf Online-Angebote. Damit Sehbehinderte zu digitalen Angeboten Zugang erhalten, müssen Bilder und Logos mit sprechenden Angaben versehen werden: Was darauf zu sehen ist. Aber das Logo muss nicht so simpel wie möglich gehalten werden.
  2. Die Ausschreibung der Stadt Rastatt beinhaltete die Aufgabe: „Kreative, geistig-schöpferische Leistungen für die Weiterentwicklung des städtischen Corporate Designs.“ Keine neue Gestaltung eines Logos, keine Vorgabe zur Barrierefreiheit.
  3. Ausgeschrieben war ein neues Kommunikationskonzept.

Wir erstellen barrierefreie Webseiten. Wir haben auf unserer eigenen Homepage ein Tool für barrierefreie Angebote. Zu unseren Kunden zählt die HWK mit der Lebenshilfe Karlsruhe. Wir haben mit ihnen einen Rahmenvertrag und erstellen viele  analoge und digitale Angebote, auch Logos, Plakate etc.

Das bisherige Logo der Stadt Rastatt verstößt nicht gegen ein Gesetz oder eine Auflage. Die Stadt ist nicht zu dem neuen Logo „verpflichtet“, wie OB Monika Müller in der Gemeindesratssitzung erklärt hat. Leider können wir aus markenrechtlichen Gründen das neue Logo hier nicht zeigen.

Was uns außerdem ärgert, sind die weiteren Vorschläge der Agentur: Diese sind keineswegs barrierefrei. Die vorgeschlagenen Plakate enthalten Schreibschrift und wenig Hintergrundkontraste, was das Lesen erschwert. Die Verwaltung hätte die Aussagen der Baden-Badener Agentur auf Rechtmäßigkeit überprüfen müssen und festlegen, was ihr wichtig ist.

Wir haben das derzeitige Logo der Stadt Rastatt 2012 kreiert und auf Wunsch des damaligen OB Pütsch und des damaligen Gemeinderats in den Farben Gelb-Rot gehalten. Die Baden-Badener Agentur hat das als „billige Farben“ bezeichnet. Wahrscheinlich unwissend, dass es sich dabei um die Wappenfarben des Hauses Baden handelt. Und viele Rastatterinnen und Rastatter diesem optischen Heimatgefühl verbunden sind.

Unsere Aussage lautet „Rastatt ist eine zukunftsorientierte Stadt (symbolisiert durch die moderne Schrift-Typo), und wir bekennen uns zu unserer barocken Geschichte (symbolisiert durch das barocke R). Unsere  Bildmarke erzählt eine Geschichte und sagt uns etwas über Rastatt. Denn was muss ein Logo ebenso wie ein Slogan ausdrücken: die Identität einer Stadt bzw. eines Unternehmens, die Unverwechselbarkeit und eine positive Emotionalität.

Unser bisheriges Rastatter Logo steht im Design-Fachhandbuch „Städte und ihre Zeichen“, Verlag av edition, Ausgabe 2014, das besonders erwähnenswerte Städte-Logos in Deutschland auflistet. Bereits jetzt sieht man auf der aktuellen Internetseite, dass die Farbkombination Gelb-Rot zugunsten von Grüntönen ausgetauscht wurde.

In den vergangenen Jahren wurde vieles vom Corporate Design verwässert. Ein früherer Wirtschaftsförderer ließ von einer Agentur den konkurrierenden Slogan „natürlich badisch“ entwickeln – so wie sich alle Kommunen in Baden titulieren könnten. Nach Vorstellung der Baden-Badener Agentur soll der Slogan nun lauten: „Natur. Historie. Vielfalt.“ Das ist aus unserer Sicht und mit rund 30-jähriger  Erfahrung kein überzeugender Slogan, sondern formuliert einen Anspruch,  für was man gerne stehen möchte. Unser unverwechselbarer Slogan lautetete „Rastatt barockt“.

Wir haben die Stadtmarke Rastatt in unserem Wettbewerbsbeitrag weiterentwickelt, wie in der Auschreibung gefordert. Das ist nach über zehn Jahren auch sinnig. Unsere Vorschläge beinhalteten jedoch keinen radikalen Schnitt und keine kostspieligen Veränderungen. Wir sind vom Fach und lächeln über die Aussage: Das neue Logo in schwarz-weiß würde Kosten sparen. In Zeiten von Digitaldruck ist das Nonsens.

Alles Gute, Rastatt! Wir sind unserer Lebens- und Arbeitsstadt weiterhin sehr zugetan und werden uns auch in Zukunft als Privatpersonen ehrenamtlich engagieren.