Juni 2019: Adrenalin ausschütten
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché |

Oberste Regel beim Smalltalk: Reden Sie niemals über Krankheiten oder Politik. Beides soll schlechte Laune verbreiten. Und was ist, wenn wir über Adrenalin sprechen Gehört Adrenalin nicht sogar zu Gesundheit und Politik? In beiden Themenfeldern ist Adrenalin ein wichtiges Mittel. In der Politik finden Sie ganz bestimmt Adrenalinjunkies, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Also benötigen wir die richtige Mischung. Aber wie ist ein Hormon steuerbar? Adrenalin schütten wir in Stresssituationen aus. Mit dem jeweiligen ganz persönlichen Reflex: Flucht oder Angriff.

Wann schütten Sie besonders viel Adrenalin aus? Wahrscheinlich beim Sport oder wenn Sie eine Rede halten müssen. Ich verrate Ihnen: Bei mir ist das der Fall, wenn ich eine Spinne sehe. Mein Kampfmodus ist dann ausgeschaltet, ich nehme die Beine in die Hände. Mein letzter Adrenalinstoß war übrigens, als ich mir das gedruckte Kalenderblatt für diesen Monat Juni angeschaut habe. Da stehen doch Beispiele, was alles zu Adrenalinausschüttung führen kann. Sport. Loben. Überraschendes tun. Und dann: Burg erklimmen. Was? Als Hägar der Schreckliche? Oder als Robin Hood? Mein Herz schlägt schneller. Blut schießt in meinen Kopf. Die Atmung flattert. Verdammt. Das soll doch bestimmt „Berg erklimmen“ heißen. Ein winziger Buchstabe – und mein Adrenlin schießt über. Wie konnte das passieren? Ein Tippfehler, der auch dem Korrekturleser zwischen den Zeilen davon flutschte.

Ja, Fehler führen auch zum Anstieg unseres Adrenalin-Pegels. Nicht erst, wenn das Kind im Brunnen liegt. Unser Kopfkino spult besondere Filme ab: Wir als Hauptfigur in Pleiten, Pech und Pannen. Kein Wunder, dass wir vor Präsentationen, Heiratsanträgen oder Wettkämpfen unser Adrenalin sprudeln lassen. Was können wir tun? Übung hilft, damit die Disziplin zur Routine wird (Bitte zitieren Sie mich nicht bei wiederholten Heiratsanträgen!). Doch bis dahin lasst uns das Adrenalin zelebrieren. Lässt es uns doch hellwach und auf den Sprung fokussieren. Ich hatte früher immer Angst vor Reden, heute liebe ich den Auftritt vor großem Publikum. Wie es dazu kam Durch Applaus und Erfolg! Ich glaube an mich. Mein Adrenalin blockiert mich nicht, ich gehe in den kleinen Angriffsmodus über: Hallo, hier komme ich – und ich habe was zu sagen! Adrenalin, mein pushender Begleiter.