Februar 2021: Begrüßung
Bei vielem, was wir tun, stellen wir uns die Frage: Wie wird es nach Corona sein? Gehen wir wieder ganz natürlich in den Nicht-Pandemie-Status über? Das betrifft natürlich auch unsere Formen der Begrüßung. Küsschen links, Küsschen rechts. Herzliche Umarmung. Intensives Händeschütteln. Im Gegensatz dazu heute: Das flüchtige Berühren von Ellenbogen oder das akrobatische Antanzen von Füßen. Verneigen wie die Asiaten? Handflächen aneinander pressen wie die Inder? Was wird bleiben, was wird kommen, was wird verschwinden? Ich bin gespannt.
In meinem Kopf bleiben die Bilder von den fliegenden Aeorosolen. Überall schwirren Bakterien und Viren. Wären sie sichtbar, würden wir uns wohl ständig wegducken. So bleibt das Kopfkino. Eines weiß ich jetzt schon: Ich werde nie wieder ein Stück Torte essen, bei der die Kerzen ausgepustet wurden!
Vieles wird automatisch geschehen. Besonders wenn Zeit vergangen ist. Haben wir nicht früher automatisch die Hand geschüttelt, wenn uns ein Arm entgegen schnellte? Wir werden ja wohl nicht nach einem negativen Attest fragen (oh, ich befürchte genug Witzbolde), bevor wir uns ganz nahe treten. Aber es hat wohl einen Sinn, wenn sich andere Kulturen nicht die Hände schütteln. Was machen eigentlich die Eskimos (oder heißt es Inuits?) derzeit, die ja bekanntlich die Nasen aneinander reiben, wenn sie sich sehen?
In Bewerbungstrainings für Jugendliche habe ich oft das Händeschütteln geübt. Schätzen wir Westeuropäer doch eher den kräftigen Handschlag als Zeichen einer starken Persönlichkeit. Im Gegenzug wurde das laxe Händchen doch eher als „Weichei“ abgestempelt. Übrigens: Bei Arabern ist der Händedruck eher weich, um Frieden zu signalisieren. Andere Kulturen, andere Sitten. Bestimmt gilt das jetzt auch so: Andere Zeiten, andere Sitten. Warten wir es ab. Ich freue mich, wenn wir uns wieder treffen. Sie brauchen mich dafür auch nicht in Ihre Arme zu reißen …
Seien Sie herzlich virtuell umarmt!
Ihre Ute Kretschmer-Risché