Juli 2016
Arbeit
Monatsanfang. Im Juli ist der erste Tag des Monats ein Freitag. In den Radiosendern wird das Wochenende schon am Morgen eingeleitet. In manchen Sendungen bereits am Wochenanfang: Was ist das Beste am Montag?, heißt es da süffisant. Die Aussicht auf Samstag und Sonntag, lautet die frustrierende Antwort. Was für eine traurige Einstellung! Findet das Leben nur in der Freizeit statt, wird die Existenz zur Qual. Denn in der Regel stecken wir doch in einer 35-Stunden-und-mehr-Woche „auf Arbeit“. Augen auf bei der Berufswahl.
Wer keine Arbeit hat, merkt schnell, was ihm fehlt. Denn Arbeit bedeutet nicht nur geregeltes Einkommen, sondern auch geregelter Tagesablauf. Eine Struktur für sich selbst. Die Gefahr ist groß, einfach in den Tag reinzuleben. Grundsätzlich ein verlockender Gedanke – solange das zeitlich begrenzt ist, ähnlich wie in einem Urlaub. Langzeitarbeitslose berichten, wie schnell zum Faulenzertum die Unzufriedenheit kommt. Das Nagen am Selbstbewusstsein gipfelt oft in der Frage: Was bin ich denn noch wert?
Ein gefährlicher Kreislauf. Ohne Arbeit keine Bestätigung. Ohne Bestätigung kein Selbstwertgefühl. Ohne Selbstwertgefühl kein freies Auftreten. Eine Negativspirale, die auch Rentner und Pensionäre herunterziehen kann. Unsere Welt definiert sich über Arbeit und Erfolg. Eine Binsenweisheit. Wer sich dessen nicht bewusst ist, tappt in die Frustfalle. Können Sie sich an Loriot in „Pappa ante portas“ erinnern, als der freigestellte Disponent die privaten Familieneinkäufe als Großaufträge abwickelte? So schnell können wir nicht umschalten … Wohl dem, der sein Leben selbst bestimmt angehen und ausfüllen kann. Denn Arbeit bedeutet auch soziale Kontakte. Deshalb ist unser Vereinsleben und unser Engagement für unsere Gemeinschaft so wichtig.
Neudeutsch wird oft von der Work-Life-Balance gesprochen. Ein Begriff, der mich schaudern lässt. Klingt, als ob es ein Gegensatz wäre, den wir zusammenführen müssten: einerseits das (pralle) Leben, andererseits die (dröge) Arbeit. Wer das nötig hat, sollte seine Einstellung und seine Lebenspraxis dringend überdenken. Mir ist schon klar, dass unselbstständige, fremdbestimmte Arbeit nicht immer Spaß machen kann. Viele müssen mit Hilfsjobs, Zweit- oder Drittjobs über die Runden kommen und sich in Mehrschichtbetrieben auch körperlich quälen, da sind meine Ausführungen blanke Theorie. Aber wer einen guten Job nach Ausbildung oder Studium hat, sollte sich nicht mit der einseitigen Ausrichtung „Wann ist endlich Wochenende?“ zufrieden geben.
Da sind diese Fragen hilfreich:
Was will ich? Was ist mir wichtig?
Wie sehe ich mich? Und in ein paar Jahren?
Mit wem kann ich eine Standortbestimmung oder Neuausrichtung besprechen?
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Wie sieht mich mein Arbeitgeber? Wie sind meine Perspektiven?
Viele Unternehmen gehen diese Planung pro-aktiv an. Ansonsten ist die Eigeninitiative und selbstaktive Rolle der beste Schritt, um den Montag als ersten Wochentag nicht als Qual zu empfinden… In diesem Sinne: carpe diem! Nutzen wir (so weit möglich) unsere Tage. Bei der Arbeit. Und in der Freizeit. Wir Kreativen sowieso: mit Freude am Austausch untereinander und mit unseren Kunden sowie Projektpartnern!