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September 2017
Typisch Fussballfan

Jetzt wird es persönlich. Kein Thema ist bei mir so sehr mit Emotionen besetzt wie der Fußball. Klar, ich bin im Ruhrgebiet geboren. Da ist Fußball Religion. Abzulesen an Begriffen wie „Fußballgott“ oder „tempeln“, also ins Stadion gehen. Ich trage viele Bilder in mir. Wenn ich die Augen schließe und an Fußball denke, spielen sich Filme mit Ton und Geruch ab. Laut, eindringlich, pulsierend. Schöne, aufwühlende, auch traurige und wütende Momente. Der Duft von Gras, Schweiß und Currywurst. Vor allem: immer mit Menschen verbunden. Meine Idole, meine (!) Gegner, meine Lieblingsmenschen, mit denen ich im Stadion war.

Meine ersten Lebenserinnerungen sind mit Menschenmassen und Gesängen verbunden: Als Gewerkschafterkind war ich schon im Kinderwagen bei Kundgebungen dabei. Und mit ungefähr 5 Jahren erstmals im Stadion. An der Hand von Oppa. Das vergisst ein Kind nie. Entweder es ist abschreckend oder wie bei mir faszinierend für ein ganzes Leben. Mein Oppa ist lange tot. Aber seine Liebe zum Fußball trage ich für immer in mir.

So gilt das für viele Menschen, die nicht mehr in meinem Leben sind. Auch mein Vater gehört dazu. Bevor er 2001 starb, waren wir noch beim Ligapokalspiel von Dortmund gegen Hoffenheim. Damals noch auf einem Dorfacker ohne das Bundesligastadion. Erster Auftritt von Koller und Rosicky. Mein Vater und ich schauten uns an und wir wussten: Das wird unsere Saison! Als mein Papa im September starb, durfte die ganze Saison über niemand den Sessel verrücken oder gar drin sitzen, in dem er immer mit mir die Spiele auf Premiere (heute Sky) angeschaut hat! Im Mai 2002 war es dann soweit: Wir wurden Deutscher Meister! Mir liefen die Tränen runter. Voller Freude! Voller Trauer (wie gerne hätte ich das mit meinem Vater oder auch mit meinem Oppa gefeiert)! Voller Dankbarkeit! Was haben mir meine Vorfahren Wunderbares mit auf den Weg gegeben.

Aber Fußball ist nicht nur eine Frage, wie Borussia Dortmund spielt. Fußball ist Lebenseinstellung: Fairness, Teamplay, Strategie, Einstellung, Siegeswille … Alles Begriffe, die für mich auch im Berufsleben eine wichtige Rolle spielen. Als Kommunikatorin habe ich oft Werte wie Fairplay und Teamgeist in meinen Botschaften und Aussagen verwendet. Auch wenn es mal nicht gut lief. Oder Sorgen bereitet wie jetzt die Fanausschreitungen oder die Exzesse bei den Ablösesummen. Fußball kann uns viel geben. Vor allem den Anstoß, über uns nachzudenken: Was sind meine Stärken und Schwächen? Wo kann ich dem Team besonders gut helfen? Und das Team mir? Was sind meine Ziele? Was mache ich, wenn ich diese nicht erreiche? Wie motiviere ich mich (neu)? Und vieles mehr. Los, spielen Sie mir den Ball zu. Entscheidend is aufm Platz. Und der Platz ist überall im Leben!

September 2017: Typisch Fußballfan