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Erkennen Sie den Frieden?
Machen Sie ein kleines Spiel mit mir? Ich werfe Ihnen einen Begriff zu, und Sie stellen ihn pantomimisch dar. Fangen wir an … Als erstes bitte ein Herz. Ich könnte wetten, ihre Finger formen sich zu einem Herzen. Oder Sie schlagen sich an Ihre linke Brust. Eindeutig. Verständlich. Und was zeigen Sie mir, wenn ich Erfolg oder Sieg rufe? Bestimmt das Zeichen für Viktory.
Bei Frieden wird es schon etwas schwieriger. Ok, Sie dürfen etwas dazu sagen. Vielleicht reden Sie von Picassos Friedenstaube oder Sie umschreiben das bekannte „Peace-Zeichen“. Eine eingeführte Symbolik mit weltweiter Bedeutung. In Stein gemeißelt? Das muss nicht sein. Auch gut bekannte Logos können sich weiter entwickeln. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt hatte zu einem Wettbewerb für ein neues Peace-Logo aufgerufen. Aus 600 Einsendungen suchte eine Jury den Sieger-Entwurf aus. Gleich zwei Teilnehmer hatten die gleiche Idee: ein einfacher blauer Punkt soll künftig für Frieden stehen.
Wir haben in unserer Bildleiste die Entwicklung dargestellt. Bekata Ozdikmen aus der Türkei und Paul Müller aus Deutschland hatten jeweils eigenständig, aber mit ähnlicher Herleitung den blauen Punkt eingereicht. Beide erhalten je 1000 Euro Preisgeld. Wie so oft haben wir beim gemeinsamen Mittagessen in unserer Agentur exakt rauf und runter diskutiert: Ist ein blauer Kreis ein Logo? Kann sich so eine Darstellung weltweit durchsetzen? Würden wir die blaue Fläche tatsächlich als Peace identifizieren?
Unser exakt Art Director Martin Fretzer hat eine klare Meinung: „Inhaltlich finde ich die Idee gut, das Peace-Zeichen zu aktualisieren. Logos müssen auf gesellschaftliche Veränderungen visuell reagieren. Sich anpassen bzw. weiterentwickeln, um verstanden zu werden und nicht in Vergessenheit zu geraten.“ So die relevante Theorie. Doch wie sieht das im konkreten Fall aus. Ist Martin Fretzer ein Fan des neuen Logos für eine Friedensbewegung? Sind die Kreativen unserer Agentur begeistert? Martin Fretzer bringt es auf den (blauen) Punkt: „Das Ergebnis des Schirn-Wettbewerbs ist eher ein philosophisches. Es zeigt Kunst und kein Design. Ein blauer Punkt. Ein Kreis in Blau ist für mich noch kein Logo. Das neue Zeichen ist eine mathematische Grundform. Ohne Abweichung. Ohne weitere Zutaten. Ohne farbliche Besonderheit.“
Für unsere Kunden hätten wir ein solches Re-Design niemals vorgeschlagen. Aber wir definieren uns auch nicht als Künstler. Wir schaffen Gebrauchs-Grafiken. Ein gutes Logo muss einprägsam sein. Einfach. Am besten auch leicht nachzumalen. Wie zum Beispiel das Signet vom Roten Kreuz. Oder auch der Mercedes-Stern (das fast umgekehrte Peace-Zeichen). Es sollte einzigartig sein und geschützt werden können. Juristisch. Deshalb kommen wir zu dem Schluss: Ein blauer Kreis kann nicht einzigartig sein und ist sicherlich nicht juristisch schützbar.