„Gestatten, ich bin Ute …“
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Diese Vorstellung ist sicherlich ungewohnt: „Gestatten, ich bin Ute.“ Die Kombination aus altehrwürdiger Ansprache und kumpeligem Vornamen. Aber der Trend geht weg vom formellen Sie. Auch in der Wirtschaft. Mit „Gruß Klaus“ schloss Klaus Gehrig, Chef der Neckarsulmer Schwarz Gruppe (zu der Lidl gehört), vor Kurzem eine Mail an alle seine Mitarbeiter ab. Wumm. Fast ein Kulturschock. Dabei folgte der Manager einer Steilvorlage von Otto-Chef Hos Schrader, der für seine Mitarbeiter längst das „Du“ eingeführt hat.

Was steckt dahinter? Die Anarchie der Höflichkeit? Der Abgesang des Respekts? Gerade international agierende Unternehmen folgen der Vereinheitlichung in der Anrede. Kennen Sie noch den alten Witz, als Kanzler Kohl US-Präsident Reagan anbot: „You can say you to me“? Eine Verballhornung unserer unterschiedlichen Kulturen (und natürlich der mangelnden Englisch-Kenntnisse).

Ich war früher selbst überzeugte Siezerin. Als Journalistin verbat ich es mir geradezu, geduzt zu werden. Empfand ich es doch als Vorstufe der Kumpanei. Darüber bin ich längst hinweg. Vielleicht werde ich im Laufe des Alters gelassener. Ich duze gerne und ich lasse mich gerne duzen. Denn wenn allein die Formel „Sie“ Respekt, nötigen Abstand oder das Einhalten von Regeln bedeutet, stimmt an meiner Person etwas nicht. Ich lasse mich von den Mitarbeitern duzen, vom Azubi genauso wie vom Art Director. Ich habe nicht das Gefühl, die Jungs und Mädels nehmen mich deshalb nicht ernst. Ein Gedanke, bei dem ich lächeln muss.

Kennen Sie noch den Spruch, dass man leichter jemanden beschimpfen kann, wenn man ihn duzt? Doch das hatte bereits der Grünen-Politiker Joschka Fischer ad absurdum geführt, als er im Bundestag erklärte: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein A…loch.“

Ich kenne die verschiedenen Formen der Anrede: Vorname und Sie oder auch das so genannte Tages-Du auf dem Sportplatz: Wenn man sich auf dem Court oder Feld als Sportsfreunde duzt und danach wieder zum Sie übergeht. Auch eine gängige Praxis in sozialen Medien. Ehrlich gesagt, ich mag es lieber durchgängig klar. Also, wenn Sie mögen: „Gestatten, ich bin Ute.“

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