Wecke den Zuckerberg in dir!
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché | Blog

Was ist die häufigste Reaktion, wenn sich Menschen über die Nicht-Funktionalität eines Gebrauchsgegenstandes aufregen? Sie meckern. Die Wenigsten werden eine Verbesserung austüfteln. Und noch weniger werden tatsächlich aktiv und bringen ein Muster-Objekt auf den Markt. Meine Frage gestern an Schüler der Louis-Lepoix-Schule in Baden-Baden: „Spürt ihr den Zuckerberg in euch?“ Der Chef von Facebook als Synonym für nicht zu zügelnden Forschergeist. Früher Daniel Düsentrieb, heute Mark Zuckerberg. Anlass für unseren Dialog war mein Vortrag zum Thema Vermarktungsstrategien.

Die Jugendlichen hatten außer Konkurrenz am Wettbewerb „Elevator Pitch“ teilgenommen. Mit einer pfiffigen Idee, die mir so gut gefiel, dass ich ihnen mein Referat anbot. Sie haben ganz simpel eine Vorrichtung entwickelt, mit der sie im Klassenraum Temperatur-Regulierung sehen und vornehmen können. Ein Beitrag zur Energie-Einsparung. Doch was nützt die beste Idee, wenn sie nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

Also haben wir gestern aus dem regulären Stundenplan ein Werkstattgespräch gemacht. Oder in Anleihe an Erich Kästner ein „Fliegendes Klassenzimmer“: „…der Unterricht wird zum Lokaltermin.“ Wir haben Ist-Analysen wie das SWOT-Modell besprochen: Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken. Zielgruppen und USP herausgearbeitet und die Frage gestellt: Was macht eine Marke aus? Schnell waren sich die Schüler einig, dass sie mit dieser Idee wohl kein zweites Facebook entwickelt haben. Aber den Auftakt und das Übungsfeld für weitere Innovationen. Wecke den Zuckerberg in dir!

Warum ich immer wieder in Schulen gehe und Vorträge halte? Mindestens drei Gründe:
1. So haben wir doch alle angefangen. Im besten Falle mit Unterstützung von engagierten Erwachsenen. Bei mir: ein Bibliothekar, ein Schuldirektor, ein Journalist, ein Schriftsteller und natürlich meine Elterm. Voilá die Liebe zu Wörtern war geweckt und meine Neugierde angestachelt.

2. Wir haben alle im Umgang mit Heranwachsenden eine gesellschaftliche Verantwortung: Vorbild sein, Ansporn geben, Unterstützung und Halt. Immer fördern und fordern.

Und 3. mir macht es einfach Spaß. Der Austausch mit Kindern und Jugendlichen bereichert mich. Antworten zu meinen Fragen: Welches Markenprodukt begeistert euch? Welches Auto würdet ihr euch kaufen? Und ganz besonders: Warum habt ihr die Idee für den Temperaturregler entwickelt? Die Antwort war eine Offenbarung „…weil wir die Welt besser machen wollen.“

Was meinen Sie? Bitte schreiben Sie mir:

Auf dem Bild: Schüler der Louis-Lepoix-Schule in Baden-Baden bei der Präsentation ihrer Produkt-Idee beim Elevator-Pitch.

Foto: Mischa Henke