Juni 2016: Freie Wahlen
Geschrieben von exakt.admin |

Bei Wahlen denken wir sofort an die Bestimmung von Parlamenten auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Dabei geht es um unsere freie Willensentscheidung in allen Lebensbereichen. Letztendlich hängt alles zusammen: Meinungsfreiheit führt zu Meinungsbildung und dann eben zu der Bestimmung, was für uns gut oder schlecht ist, richtig oder falsch, hell oder dunkel. Wir entscheiden jeden Tag, was wir anziehen, essen, kaufen, anschauen oder hören, mit welchen Menschen oder Dingen wir uns umgeben und natürlich was wir lieben oder ablehnen. „Konflikt ist Freiheit“, sagte der Soziologe Sir Dahrendorf. Konflikt ist permanent ein interner und externer Austausch. Ein Streiten um das Wahrhaftige – aus unserer Sicht.

Wie weit bzw. tief dieser Dialog geht, hat auch etwas mit unserem Widerpart zu tun. Das kann durchaus die eigene Stimme sein. Kaufe oder kaufe ich nicht? Esse oder esse ich nicht? Wähle ich das oder jenes? Oder eben auch gar nichts. Um einen Entscheidungsprozess durch eine Wahl abzuschließen, brauche ich Grundlagen: Fakten oder was jeder darunter versteht, vielleicht auch eine zweite Meinung – und jede Menge Emotionen. Der Psychologe Manfred Spitzer fragte bei einem Vortrag in Karlsruhe seine Zuhörer, welches die zwei wichtigsten Entscheidungen des Lebens seien. Schnell war sich das Auditorium einig: Welchen Beruf jemand ergreift und wen man heiratet. Doch die wenigsten werden dabei schriftlich eine Pro- und Contra-Liste erstellen. Was spricht für den Menschen, den ich heirate? Und was dagegen?

Wir leben in einer Welt voller Bilderfluten. Besonders bestimmt durch unsere Medien. Die Optik lenkt  meistens den ersten Eindruck über jemanden oder etwas. Deshalb trägt Justizia eine Augenbinde. Pech nur, dass das Recht von sehenden Juristen gefällt wird. Oder ist das Glück? Unsere Wahl für oder gegen etwas ist demnach nur bedingt „frei“. Umso wichtiger, dass wir den Prozess der wichtigen Entscheidungen bewusst wahrnehmen. Selbst wenn unsere Gefühle dabei die Regie führen. 

„Frei“ impliziert auch, dass wir selbst entscheiden und nicht anderen folgen müssen. Zumindest nicht in der Theorie. Dabei sollte man sich ab und an fragen, warum man sich für oder gegen etwas entscheidet? Was hat uns gelenkt oder gar manipuliert? Längst sind wir durchschaubar, z.B. in unserer Konsumhaltung. Amazon schlägt uns beim Kaufen vor, was uns gefallen könnte. Google weiß alles über uns; Payback, Visa und die elektronischen Systeme sowieso. Wann sind wir also frei? Sie haben die Wahl …