Oktober 2017: Typisch Fernsehen
Geschrieben von Ute Kretschmer-Risché |

Sage mir, welche Fernsehserie du als Kind gerne geschaut hast, und ich sage dir, wann du geboren wurdest. Wenn Sie Lassie, Flipper oder Black Beauty nennen, kommen Sie aus den 50er oder 60er Jahren und sind mit Tieren aus der Traumfabrik aufgewachsen. Collie, Delfin oder Pferd waren Ihre imaginären Haustiere. Clarence der schielende Löwe und Judy die Schimpansin waren sicher auch dabei. Frühe Erinnerungen an besondere TV-Momente machen glücklich. Weißt du noch …?!

Jeden Dienstag Abend „Dallas“, mittwochs kam dann noch der Denver Clan dazu. Familien versammelten sich vor dem Fernseher und bangten mit den Helden. Wer erschoss JR Ewing und wann blamiert sich Sue Ellen wieder? Wir freuten uns über feste Sendetermine für Fernsehshows wie „EWG“, „Das laufende Band“ oder „Dalli Dalli“. Die Flimmerkiste hatte in den Generationen einen besonderen Stellenwert. Das Abendbrot musste bereits verzehrt sein. Die Hausaufgaben längst vollbracht. Und das Feierabendbier bereit stehen. Rituale der besonderen Art. Wenn dann noch die Eurovisions-Hymne für die besondere Aussendung lief, war der Abend gerettet.

Heute, in Zeiten von Mediatheken und Streamingdiensten, gibt es keine festgelegten Sendetermine mehr. Lieblingsserien werden rund um die Uhr geglotzt. Wer´s mag auch vorab, mit Zugriff auf deutsche oder amerikanische Angebote. Radio kills the superstar. Und Internet das Familien-Happening. Wer via PC schaut, pfeift auf einheitliche Startzeiten. Quoten brechen auch deshalb ein. Weltereignisse sind nicht mehr nur um 20:00 Uhr in der Tagesschau zu sehen. Oder als Straßenfeger im Anschluss wie bei einem Durbridge-Krimi oder als Fußball-Länderspiel.

Fernsehen. Das hat den Klang von altmodischer Unterhaltung. Zumindest wenn man junge Menschen fragt. Ihr Medium der Bewegtbilder heißt YouTube. Immer und überall. Von jedem gefilmt und gehostet. Die Stars sind heute Tageskünstler mit Klickraten. Darauf muss das Fernsehen reagieren. Interaktiv heißt das Zauberwort. Begleitend zum Sonntag Abend Tatort wird getwittert, laufen die Kommentare über Facebook, wird gelästert, geschimpft und selten gelobt. Fernsehen, das war die Einbahnstraße der Unterhaltung. Heute muss es mehr sein. Der ad-hoc-Austausch mit der Community.

Aber es gibt noch eine kleine Nische der Live-Berichterstattung: der Sport. Mitfiebern in Echtzeit. Das macht Hoffnung: Leben nicht aus der Konserve, sondern im unmittelbaren Hier und Jetzt. Wenn nicht schon alles geschehen und vorüber ist. Vordefiniert und abgedreht. Leben kann spannend sein. Und spontan. Auch deshalb gibt es den Ausschaltknopf. Für die beste Live-Unterhaltung: raus ins Leben.